Herr Josef J. lebt seit acht Jahren in der Notschlafstelle und in der Wohnungslosentagesstätte „Eggerheim“ in Klagenfurt. Mithilfe unserer Mitarbeiter*innen könnte er bald ein eigenes Dach über dem Kopf haben.
An diesem Novemberabend ist es bitterkalt. Josef J. steht mit klammen Händen mit Abstand und Maske im Eingang der Notschlafstelle (NOST) in Klagenfurt und wartet geduldig aufs Fiebermessen. Weil er Normaltemperatur hat, darf er hinein. „Corona ist für mich nicht so ein großes Problem. So lange ich hier sein kann und damit über Nacht ein Dach über dem Kopf habe, ist alles halb so wild“, sagt der 59-Jährige, bevor er sich in der Küche eine wärmende Gemüsesuppe mit Nudeln zubereitet. Wild hat es dafür das Leben mit dem ehemaligen Forstfacharbeiter gemeint, der viele Jahre auch am Bau und in der Grünraumpflege gearbeitet hat. Erst der Jobverlust – „das Kreuz hat nicht mehr mitgemacht“ –, dann die Trennung von seiner Frau, der Verlust der Wohnung und letztendlich der plötzliche Tod seiner damals 17-jährigen Tochter. Der hat ihn vollends aus der Bahn geworfen. Seither hat Josef J. kein eigenes Zuhause mehr und nur noch Gelegenheitsjobs mit wenig Verdienst.
Seit acht Jahren kommt der schlanke, bärtige Mann nun Tag für Tag in die Notschlafstelle, um hier zu duschen, zu essen und zu nächtigen. Tagsüber findet er in unserer Wohnungslosentagesstätte „Eggerheim“ nicht nur eine warme Bleibe, Kleidung und ein warmes Mittagessen samt psychosozialer Beratung und Begleitung, sondern auch die Möglichkeit zum Wäschewaschen und freudigen Austausch mit Gleichgesinnten.
Ganzheitliche Hilfe rund um die Uhr
„Durch die Übernahme der Notschlafstelle mit 1. November 2020 können wir jetzt Menschen wie Josef rund um die Uhr und ganzheitlich begleiten“, sagt Katrin Starc als Fachbereichsleiterin unserer Wohnungslosenhilfe. Der neuerliche Lockdown und der vor der Tür stehende Winter mache obdach- und wohnungslosen Menschen schwer zu schaffen. „Viele gehören zur Corona-Hochrisikogruppe, fürchten sich vor der Krankheit, sind einsam und verzweifelt, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht“, so Starc. Man versuche, trotz notwendigen Abstands soziale Wärme zu zeigen, ihre Sorgen und Ängste ernst zu nehmen und mit dem Hilfsangebot weiterhin so unbürokratisch wie möglich und ohne Hürden da zu sein. Auch wenn Corona-bedingt zurzeit in der Notschlafstelle „nur“ 25 Männer und fünf Frauen nächtigen können, habe man bis jetzt „glücklicherweise allen hilfesuchenden Menschen tatsächlich helfen und einen warmen Schlafplatz bieten können“.
Voll Zuversicht
Gut möglich, dass Josef J. schon bald auf seinen Schlafplatz in der „NOST“ verzichten wird können. Er hat zurzeit nämlich einen vielversprechenden Job und blickt voll Zuversicht in die Zukunft: „Als nächstes nehmen meine Beraterin und ich die Wohnungssuche in Angriff. Vielleicht klappt es ja.“ Vielleicht geht auch sein Weihnachtswunsch – ein Paar Schuhe und eine Winterhose – im Rahmen der Aktion „Weihnachten in Teil-Land“ in Erfüllung.