Christiane Kollienz-Marin ist Suchtberaterin bei der Caritas Kärnten: „Das Genussmittel Alkohol wird in unserer Gesellschaft leider allzu oft verharmlost und in seiner Wirkung als Suchtmittel unterschätzt.“ © Daniel Gollner

Der Alkohol und seine Gefahren

Die Zahlen veranlassen – nüchtern betrachtet – zum Handeln: Da eine Million Österreicher*innen ein problematisches Trinkverhalten hat und 370.000 Menschen ab 15 Jahren als alkoholabhängig gelten, klärt die ,,Dialogwoche Alkohol“ vom 8. bis 14. Mai tabulos über den Alkohol und seine Gefahren auf. Christiane Kollienz-Marin, Leiterin unsere-Suchtberatung in Wolfsberg, appelliert an die Menschen, über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken und sich zu fragen: Wie viel ist zu viel?

 „Alkohol ist ein stark unterschätztes Problem in Österreich. Da macht das Lavanttal leider keine Ausnahme. Nicht, wer mittrinkt gilt als Außenseiter*in, sondern der- oder diejenige, der oder die dankend ablehnt“, sagt Christiane Kollienz-Marin. Sie ist seit 29 Jahren bei uns als Suchtberaterin und im Auftrag des Amtes der Kärntner Landesregierung, Abteilung 5, Unterabteilung Prävention und Suchtkoordination, in der Suchtprävention tätig. Kollienz-Marin leitet unsere Suchtberatung in Klagenfurt und Wolfsberg und weiß, dass die vielen Krisen, wie die enorme Teuerungswelle, der Ukraine-Krieg und die vergangenen Jahre der Corona-Pandemie die Menschen schwer belasten. „Das Risiko, an einer Alkoholabhängigkeit zu erkranken, ist in herausfordernden Zeiten wie diesen erhöht. Gerade Corona löste bei unseren Klienten und Klientinnen eine Menge Stress, Emotionen sowie Unsicherheiten und in der Folge Suchtdruck aus und führte nicht selten auch bei langjährig abstinent lebenden Menschen zu Rückfällen.“

Erster Kontakt mit Alkohol in der Familie

Um Menschen anzuregen, über ihr Alkoholverhalten nachzudenken und um mit ihnen ins Gespräch zu kommen, gibt es mit einer Reihe von Veranstaltungen die vierte Österreichische Dialogwoche Alkohol vom 8. bis 14. Mai 2023. Da werden Alt und Jung über das Genussmittel Alkohol, das in unserer Gesellschaft verharmlost und in seiner Wirkung als Suchtmittel unterschätzt wird, informiert. Da gibt es auch gezielte Informationen an Eltern, wie sie ihre Kinder beim gesunden Aufwachsen unterstützen können. Kollienz-Marin begrüßt das. Denn sie leistet an den Wolfsberger Schulen für die Initiative „OVER THE LIMIT“ der Stadtgemeinde Wolfsberg und im Auftrag der Kärntner Landesregierung (Abteilung 5, Gesundheit und Pflege; Unterabteilung Prävention und Suchtkoordination) Aufklärungsarbeit zum Thema Alkohol und weiß: „Die meisten Jugendlichen hatten den ersten Kontakt mit Alkohol zuhause bei ihren Familien. Die meisten Schüler*innen bekamen das erste Glas Alkohol von ihren Eltern oder anderen erwachsenen Familienmitgliedern angeboten.“ „OVER THE LIMIT“ engagiert sich seit Jahren intensiv für einen reflektierten Umgang mit der Substanz Alkohol.

Anzeichen für eine Erkrankung

Eine Alkoholabhängigkeit kann unabhängig von Job und Alter jede*n treffen. Sie sei aber als ernste Erkrankung nach wie vor ein Tabuthema, so Kollienz-Marin. Woran man eine Abhängigkeit erkennen kann? An der Menge an Alkohol, die jemand zu sich nimmt; am Zwang zu trinken; Betroffene besitzen eine verminderte Kontrollfähigkeit über die Menge ihres Alkoholkonsums; leiden an körperlichen Entzugserscheinungen bei Beendigung oder Verminderung des Konsums; vernachlässigen andere Aktivitäten und halten am Alkoholkonsum trotz des Wissens um eindeutig schädliche Folgen fest.    

Professionelle Hilfe holen

Suchtberaterin Kollienz-Marin appelliert an Betroffene, sich professionell Hilfe zu holen. Wenngleich: „Man kann einen alkoholkranken Menschen nicht mit Zwang von seiner Sucht befreien! Er oder sie muss erst selbst erkennen, dass er oder sie alkoholkrank ist und es nicht alleine schafft.“ Als erste Anlaufstelle bieten sich Suchtberatungsstellen an. „Für viele Betroffene ist es das erste Mal, dass sie mit einer neutralen Person über die Sorgen und Belastungen, die der Alkohol verursacht, sprechen können“, so Kollienz-Marin. In der Beratung werden Ursachen und Persönlichkeitsfaktoren, die zum Suchtverhalten geführt haben, zum Thema gemacht. Gemeinsam werden Lösungen erarbeitet und individuelle Strategien für alltägliche Probleme entwickelt. Bei Bedarf vermitteln die Berater*innen ambulante bzw. stationäre Behandlungsmöglichkeiten.

Appell an Angehörige, das Problem zu benennen

Was tun, wenn der Partner oder die Partnerin trinkt? Die Suchtberaterin empfiehlt den Familienmitgliedern, „nicht tatenlos zuzusehen, sondern das Thema mit dem Hinweis, dass sie sich Sorgen machen, anzusprechen“. Als wichtige Verhaltensregel im Umgang mit süchtigen Menschen gilt: Alles zu unterlassen, was die Sucht verlängern kann. Außerdem rät Kollienz-Marin den Angehörigen, sich selbst ein suchtunabhängiges Leben zu bewahren und selbst so früh wie möglich professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Fachliche Unterstützung und Verständnis sind auch ohne Beisein des betroffenen Suchtkranke*n möglich und sollten keinesfalls aus Schamgefühl gescheut werden.“

Alles über die Dialogwoche Alkohol

Auf der Webseite der „Dialogwoche Alkohol“ www.dialogwoche-alkohol.at finden Interessierte spannende Veranstaltungen samt Zugangsdaten sowie wissenswerte Infos, Tipps und digitale Tools, wie z.B. den Selbstcheck, ein lustiges wie informatives Alkohol-Quiz oder das Konsumreduktionsprogramm „alkcoach“. Die Dialogwoche Alkohol kann auch auf Facebook besucht werden: https://www.facebook.com/DialogwocheAlkohol/

Bei der ,,Dialogwoche Alkohol“ handelt sich um eine Initiative der Österreichischen ARGE Suchtvorbeugung in Kooperation mit dem Dachverband der Sozialversicherungsträger und der Gesundheit Österreich GmbH/Geschäftsbereich Fonds Gesundes Österreich. Sie wird vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz gefördert.