Geglückte Hilfe für Menschen in Not

Wir legten in Uganda mit Bischof Josef Marketz 2.200 Kilometer zurück, um zu erfahren, dass ihre Hilfe in den verschiedensten Projekten bei den unter großer Armut lebenden Menschen ankommt. In Moroto – im Nordosten des Landes – haben wir eine neue Bäckerei eröffnet.

Acht Tage war eine kleine Abordnung mit Bischof Josef Marketz in Uganda unterwegs. Vergangenen Samstag (22. Oktober 2022) kam sie reich an Erfahrungen und Erlebnissen aus diesem von bitterer Armut geprägten afrikanischen Land zurück. Uganda zählt zu den am wenigsten entwickelten Ländern weltweit. 8,3 Millionen Menschen – mehr als 20 Prozent der Bevölkerung – leben unter der Armutsgrenze. Besonders prekär ist die Situation in Nordost-Uganda. Dort, genauer gesagt in Moroto, der Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts, haben wir eine neue Bäckerei eröffnet und zur Feier des Tages hat Bischof Josef mit Damiano Guzzetti, dem aus Italien stammenden Bischof von Moroto, und der Bevölkerung aus nah und fern beschwingt und fröhlich eine Heilige Messe gefeiert.

Mehr als „nur“ Brot

„Brot ist hier mehr als nur symbolisch“, sagte Bischof Josef bei der Segnung der Bäckerei – einem Projekt, das er in seiner Zeit als Caritasdirektor vorangetrieben hat. Marketz, weiter: „Auch wenn wir uns in Europa vor der Zukunft fürchten, gibt es in Uganda Menschen, die ganz woanders in ihrer Entwicklung stehen und deren Zukunft wir positiv mitbeeinflussen dürfen.“ Sein afrikanischer Amtskollege Guzzetti betonte die Notwendigkeit der Einrichtung als Brotlieferantin und Ausbildungs- wie Arbeitsstätte für die Menschen der Region. Sie ist die einzige Bäckerei im Umkreis von 30 Kilometern, bringt den Familien täglich frisches Brot, bedeutet für sie ein Stück weit Hilfe zur Selbsthilfe, schafft neun wertvolle Arbeitsplätze und konnte dank Spender*innen aus Kärnten und österreichischem Knowhow in Betrieb gehen. Bäcker Josef (OÖ) war beim Aufbau der Bäckerei dabei und leitete die Mitarbeiter*innen an.

Job mit großer Wirkung

Racheal (27) managt die Bäckerei und wünscht sich, dass aus ihr ein „ein belebter Platz mit einer gut gehenden Caféteria wird und wir auch Lehrlinge ausbilden können.“ Ihre zwei Kinder – Oiore (3) und Maria (8) – leben bei ihrer Tante in ihrem Heimatort Soroti, eine stundenlange und teure Autofahrt entfernt. Sie sieht sie nur wochenends und das auch eher selten. Aber: „Dieser Job ist eine große Chance für mich“. Auch wenn es nicht immer einfach sei, die Mitarbeiter*innen zu leiten, ist sie auf ihr „stabiles Team“ stolz. Alles, was nicht verkauft werden kann, gibt sie ihren Mitarbeiter*innen mit, wofür sie sehr dankbar sind. Auch Roselyn arbeitet in der Bäckerei. Die 23-jährige Frau war die einzige, die in ihrer Familie zur Schule gehen konnte und ist überglücklich: „Ich lebe bei meinen Verwandten und kann durch diesen Job jetzt meine zwei Schwestern und drei Brüder unterstützen.“

Brot belebt

Viele „Geburtshelfer*innen“

Das Wirtschaftspartnerschaftsprojekt „Back Ma’s International – Strategische Allianz“ gründet und betreibt ökologische und nachhaltige Sozialbetriebe (Bäckereien und Cafés) in Afrika und Osteuropa. Nach einer Anschubfinanzierung sollen sich diese langfristig selbstständig tragen und so Arbeits- und Ausbildungsplätze sichern. Wir kooperieren in Kotido – wo es bereits eine sich gut entwickelnde Bäckerei gibt, wie sie sich bei ihrem Besuch überzeugen kann – mit ihren langjährigen Partnern, den Mill Hill Brüdern, und dem österreichischen Unternehmen Gragger Social Business GmbH.

Alexandra Blattnig-Rull unsere Bereichsleiterin der Auslandshilfe dankt voll Stolz allen Spender*innen aus Österreich, „ohne deren Unterstützung es die neue Bäckerei in Moroto nie gegeben hätte“. – Wohl auch nicht ohne Mithilfe der Austrian Development Agency (ADA), die das Projekt mitfinanziert hat. Dr.in Roswitha Kremser von der ADA Uganda sagt: „Wir feiern das Leben über den Tod, Bildung und Arbeit über die Armut. Wir brauchen mehr österreichische Unternehmen hier.“

Lesen lernen statt auf der Straße zu leben

Unsere Mitarbeiter*innen besichtigen weitere Hilfsprojekte. Im etwas nördlicher gelegenen Kotido überrascht eine Projektgruppe die Reisenden. Sie bildet unter dem Titel „Empowerment“ Menschen in der Umgebung mit wichtigen Informationen rund um HIV und Prävention, Hygiene (Covid-19), Bildung & Co weiter und hat damit einen wichtigen Part in der Bewusstseinsbildung. Die Kärntner Gruppe sieht auch jene Schule, die vor Jahren von Peter Quendler und Pater Leonhard gebaut wurde, bis heute ein wichtiger Bestandteil der Gemeinde ist und vielen Kindern Bildung ermöglicht. Die Reise führt auch in jene von Kärntner Spender*innen unterstützte Schule, in der die Kinder lesen und schreiben lernen, anstatt ihre Zeit mit Arbeit oder auf der Straße zu verbringen. Die Mädchen und Buben präsentieren den Gästen aus Kärnten ein Lied mit Tanz. Berührend und schön ist es, zu sehen, wie die Hilfe ankommt. Die Einschulungsquote der Kinder im Viertel liegt jedoch erst bei 50 Prozent. 100 Kinder würden noch einen Schulplatz brauchen. Es braucht ein weiteres Schulgebäude. Bischof Josef dankt Father Ignatius für seine wertvolle und wichtige Arbeit.

Schüler*innen sitzen auf Bänken nu mit einem Dach aus Stöcken und Blättern geschützt.

Schule in Locherep

Nahrung für Kopf und Bauch

Unsere „Primary School“ in Locherep im Norden Ugandas, eine der ärmsten Regionen des Landes, bietet 600 Kindern von der 1. bis zur 6. Klasse Bildung und ein warmes Mittagessen. Die Verköstigung ist ein wesentlicher Grund, warum die Kinder überhaupt die Schule besuchen.

Contrapunkt zum Waldsterben

Der Bischof besucht neben den Bäckereien weitere Projekte, die er als Caritasdirektor initiiert hat: So sehen die Reisenden in Gulu in Nord-Uganda, also in einem Land, in dem die große Armut die Bevölkerung zwingt, auf die Ressource Holz zurückzugreifen, aber die Wälder zusehends sterben – einen großen Eukalyptus-, Kiefern und Melinawald. Er ist das blühende Ergebnis einer Spendenaktion, die im Rahmen von „For Forest“ im Klagenfurter Stadion entstanden ist. 18.000 Setzlinge wurden an die Menschen verteilt und gepflanzt.
Brennholz, Holzkohleproduktion und landwirtschaftliche Bodennutzung nehmen Einfluss auf die Umweltbedingungen. Die Folge: eine massive Zunahme der Armut, Umweltschäden und das drohende Aussterben einzelner Baumarten. Das Aufforstungsprojekt verbessert die Lebensbedingungen für die Menschen, ist ein Beitrag zum nachhaltigen Umweltschutz und ein Zeichen, sich aktiv gegen die Klimaveränderungen stark zu machen. Das Projekt wurde gemeinsam mit der Caritas der Erzdiözese Gulu, eine wichtige Partnerin von uns in Uganda, umgesetzt.

Ein Wald für die Zukunft

Weniger CO2

Besichtigt wird auch eine der 200 Biogasanlangen, die dank Klimakompensationsprojekt GEN der Caritas Kärnten mit der BOKU Wien, der Caritas Gulu und der Gulu University in Gulu und Kitgum errichtet wurde. Dank dieser Anlagen werden die Menschen soweit autark, dass sie ihr Essen mit Biogas, das sie selbst aus Kuhdung erzeugen, zubereiten können. Wichtiger Nebeneffekt: Die CO2-Emissionen werden drastisch reduziert, und die Rodung von Flächen wird massiv eingeschränkt, weil das Kochen auf offenem Feuer entfällt.

Lebensqualität erhöhen und CO2 sparen

Wege aus der Armut für arbeitslose Jugendliche

Während der Reise besuchten wir noch viele weitere Hilfsprojekte, Projektpartner*innen und Menschen in Kotido, Kitgum und Gulu. Unsere Mitarbeiter*innen nehmen sich für Austausch und Begegnung viel Zeit. Sie lernen vormals arbeitslose Jugendliche und junge Erwachsene kennen, die im Beschäftigungsprojekt „Employed“ Fähigkeiten und Fertigkeiten erlangen, die ihnen den Arbeitseinstieg erleichtern oder Arbeitsmöglichkeiten schaffen. Sie machen etwa bei Lucys Frisörladen Halt. Die 23-Jährige ist Mama von einem Kind und hat ein Arbeitstraining zur Frisörin absolviert. Jetzt ist sie selbstständig und betreibt ihren eigenen kleinen Salon. Auch dank einer Starthilfe, die Absolvent*innen des Programms erhalten – in Lucys Fall das wichtigste Equipment: Frisörstuhl und Rollwagerl. Dennis von der Caritas vor Ort staunt selbst nicht schlecht. Vor einer Woche hat er sie besucht, um nach ihr zu sehen. Heute hat sie bereits zwei Angestellte. „Das ist ein großes Erfolgsbeispiel, wie nachhaltige Hilfe in Uganda gelingen kann“, sagt Auslandshilfe-Bereichsleiterin Blattnig-Rull. Die Mitarbeiter*innen aus Kärnten sprechen auch mit Menschen, die im Rahmen des Projektes „Leave no one behind“ zur Bekämpfung von Covid-19 Unterstützung verschiedenster Art, wie Lebensmittel oder auch Hygieneartikel, erhalten haben. Sie besuchen Bäuer*innen, die dank „Schenken mit Sinn“ von der Caritas Ziegen & Co bekommen und damit ihre Familie ernähren können.

In Summe legt die Caritas-Abordnung auf ihrer Uganda-Reise 2.200 Kilometer zurück und kehrt mit dem Wissen heim: „Unsere Hilfe wirkt. Sie kommt bei den Menschen an!“ Blattnig-Rull bittet die Bevölkerung weiterhin um Solidarität: „Die Caritas Kärnten leistet mit Projekten oft Überlebenshilfe und unterstützt gemeinsam mit lokalen Partner*innen von Armut betroffene Menschen. Wir können etwas tun. Ermöglichen Sie mit uns eine Zukunft ohne Hunger! Jeder Beitrag zählt.“

Eine afrikanische Frau hält ein Gartenwerkzeug über die Schulter und steht stolz vor ihrem Maisfeld.
Hunger