Auf Normalität hoffend, war 2021 doch ein Jahr der Pandemie. In unserem digitalen Wirkungsbericht 2021 – https://www.unser-wirken.caritas-kaernten.at/ – schildern wir anschaulich, wie wir in unserem 100. Jubiläumsjahr unter dem Eindruck der Coronakrise mit den Phasen der Lockdowns und vielfachen Folgen im In- und Ausland Not gesehen und gehandelt haben. Mit Spenden und persönlichem Engagement zeigten die Menschen in Kärnten ein bewundernswertes Maß an Solidarität.
Stellvertretend für alle, die bei bei uns im letzten Jahr Hilfe gefunden haben, stehen Anita und Sandra. Die alleinerziehende Mutter Anita erzählt: „Mir war es anfangs so peinlich, um Hilfe zu bitten. Aber ich wusste nach der Scheidung nicht, wie ich meinen Kindern erkläre, dass es in unserer Wohnung so kalt ist, wir uns keine Ausflüge leisten können und sie keine Freund*innen nach Hause einladen können. Ich bin so dankbar, dass mir die Sozialberatung der Caritas geholfen hat. Jetzt sehe ich wieder voller Zuversicht in die Zukunft, und meine Kinder lachen wieder.“ Sandra konnte sich im Projekt „lend.raum“ in einem strukturierten Rahmen freiwillig engagieren. „lend.raum“ zielt(e)darauf auf, Menschen, deren Leben durch lange Arbeitslosigkeit und schwierige Umstände geprägt ist, wieder in die Mitte der Gesellschaft zu holen.: „Er ist für mich ein Ort, wo ich sein darf, wie ich bin und mich nicht verstellen muss. Mir hat es geholfen, dass ich dort auch von meinen Problemen und Schwierigkeiten erzählen konnte. Der lend.raum war für mich ein Grund, morgens aufzustehen und einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen."
So haben wir im Miteinander gewirkt
Auch 2021 war von der Pandemie geprägt. „Auch die Caritas war von Quarantäne und Lockdown schwer betroffen. Doch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Großartiges geleistet, um unter den schwierigen Rahmenbedingungen die nötige Hilfe zu leisten. Ich bin dankbar und stolz, dass wir allen helfen konnten, die zu uns gekommen sind“, sagt Caritasdirektor Ernst Sandriesser. Dank der Hilfe vieler Unterstützerinnen und Unterstützer wurde 2021 konkrete Hilfe geleistet:
- Sozialhilfe. 6.748 Menschen konnten in der Sozialberatung- und -hilfe mit finanzieller Unterstützung und Beratung geholfen werden. Darunter waren sehr viele, die nie gedacht hätten, einmal die Hilfe von der Caritas zu brauchen.
- Wohnzuschüsse. 178.123,90 Euro an Spenden wurden 2021 an Menschen ausbezahlt, die sich das Wohnen nicht mehr finanzieren konnten. Das ist eine Steigerung um 66 Prozent zum Vorjahr.
- Gutscheine für Lebensunterhalt & Bekleidung. 55.909 Spendeneuro (+12 Prozent) gab es in Form von Gutscheinen für den Lebensunterhalt. 2.997 Menschen, darunter 1.072 Kinder, haben Bekleidungsgutscheine im Gesamtwert von 119.920 Euro für die Caritas-Läden carlas erhalten.
- Lebensmittel. 28.860 Menschen bekamen Lebensmittel in der Lebensmittelausgabe - Lea.
- Warmes Essen. 6.120 warme Mahlzeiten wurden an obdachlose Menschen ausgegeben.
- Dach über dem Kopf. 3.764 Nächtigungen obdach- bzw. wohnungsloser Menschen verzeichnete die Notschlafstelle (NOST)
- Lernbetreuung. 351 Kinder und Jugendliche erhielten kostenlose Nachmittags- und Lernbetreuung in den neun Lerncafés.
- Hilfe bei seelischer Not. 20.750 Beratungen und Psychotherapien zeigten Menschen in Krisen in den Beratungsstellen der Lebens- und Familienberatung, Männerberatung, Suchtberatung und Psychotherapie einen Weg aus scheinbar aussichtslosen Situationen.
- Notruf 142. 17.533 Anrufe, 529 E-Mails und 161 Chat-Gespräche erreichten die Telefonseelsorge.
- Neue Beschäftigung. 37 Menschen haben in den niederschwelligen Projekten brücken.werk, grown.care und lend.raum wieder eine Beschäftigung gefunden.
- Auslandshilfe. 20.700 Menschen brachte die Caritas Kärnten mit ihren Projekten in Kenia, Uganda, Syrien und im Kosovo in Ausbildung oder versorgte sie mit dringend benötigten Nothilfepaketen.
Sparsam, aber effektiv
Neben der Hilfe für Menschen in Not sind wir auch in den Bereichen Pflege, Menschen mit Behinderung, Schulen und Kinderbetreuung tätig. 2021 waren 1.029 angestellte Mitarbeiter*innen beschäftigt. 716 Frauen, Männer und Jugendliche engagierten sich im Verlauf des Jahres freiwillig. Wenn wir Not sehen, handeln wir. Neben der Unterstützung der Freiwilligen konnte wir uns im vergangenen Jahr auf 8.197 Spender*innen, engagierte Unternehmen und Kooperationspartner*innen verlassen. Sandriesser und die kaufmännische Geschäftsführerin Marion Auer-Fercher danken für deren Vertrauen: "Sie ermöglichen es uns erst, Menschen in Not zu helfen und zu begleiten! Auch wenn viele Menschen unter den Pandemie-Maßnahmen gelitten haben, spürten wir eine große Spenden- und Hilfsbereitschaft." 2021 sind 3,2 Millionen Euro an Geld- und Sachspenden bei der uns eingegangen. Mehr als 2,4 Millionen Euro wurden für Menschen in finanziellen, sozialen und seelischen Notlagen in Kärnten ausgegeben. 869.667 Euro wurden von den Spender*innen für Ernährungs- und Bildungsprojekte der Auslandshilfe zweckgewidmet. Rund 44,4 Millionen Euro waren Entgelte für soziale Dienstleistungen. Dazu kamen Subventionen und Zuschüsse der öffentlichen Hand sowie kirchliche Beiträge in Gesamthöhe von 2,7 Millionen Euro. „Unsere Administrationskosten betragen schlanke 5,3 Prozent. Die Verwendung der Mittel wird mehrfach überprüft. Wir garantieren einen verantwortungsvollen Umgang damit“, so Auer-Fercher.
Neue Herausforderungen
„In den letzten 100 Jahren – 1921 bis 2021 – entfaltete die Caritas Kärnten ihr Wirken an der Seite der Armen und Bedrängten und wurde zum verlässlichen Kompass für Mitmenschlichkeit und Solidarität in Kärnten“, sagt Caritasdirektor Sandriesser. Wir feierten im vergangenen Jahr mit einer „Tafel der Begegnung“ auf dem Neuen Platz, bei der 160 geladene Festgäste ein buntes Bild der Kärntner Gesellschaft zeigten, und einem Festgottesdienst mit Bischof Josef Marketz im Klagenfurter Dom, ihr großes Jubiläum. Sie stellte mit dem Gartenprojekt grown.care, das langzeitarbeitslosen Frauen und Männern mit einer fall- und stundenweisen Beschäftigung sowie Beratung, Therapie und sozialpädagogischer Unterstützung neue Perspektiven in schwierigen Lebenssituationen bot, der Beratungsstelle für Gewaltprävention, dem carla in Klein St. Paul und dem lend.raum auch neue Projekte auf die Beine.
Um weiterhin helfen und Not lindern zu können, bittet der Caritasdirektor die Bevölkerung dringend um Spenden: „Die Pandemie hat uns alle verändert. Wir sind nicht mehr die Gesellschaft, die wir vorher waren. Während wir noch darüber nachdenken, welche Lehren wir daraus ziehen, entstehen neue Herausforderungen, auf die wir Antworten finden müssen: Der Krieg in der Ukraine, eine drohende Dürrekatastrophe am Horn von Afrika oder die Teuerungswelle, die das Leben armutsgefährdeter Haushalte extrem belastet. Bitte, helfen Sie uns auch weiterhin!