Mehrkosten – Mehr Hilfe!

Ob auf der Strom- und Heizkostenrechnung oder beim täglichen Lebensmitteleinkauf: Die Rekordinflation hat für armutsbetroffene Menschen besonders gravierende Folgen. Die Preislawine trifft sie mit voller Wucht. Täglich. Bei jeder Rechnung, bei jedem Einkauf, bei jeder Gebühr. Caritasdirektor Ernst Sandriesser bittet daher die Kärntner*innen: „Spenden Sie und helfen Sie Menschen, die um Ihre Existenz bangen, gerade jetzt!“

Nach der Trennung ihres Mannes bezog Heidi (Name geändert), die nun alleinerziehende Mutter von drei Kindern ist, eine neue Wohnung. Die Wohnungssuche gestaltete sich äußerst schwierig. „Endlich fanden wir eine 74 Quadratmeter große Wohnung, die einigermaßen leistbar war“, so die 38-Jährige. Bei der Stromanmeldung dachte Heidi jedoch, die monatliche Stromvorschreibung von 140 Euro wäre ein Irrtum. Leider war dem aber nicht so. Heidi muss mehr denn je jeden Euro zweimal umdrehen. Leichtigkeit spürt sie in Zeiten wie diesen keine mehr. Eingekauft wird nur das, was wirklich gebraucht wird. Das gilt bei Lebensmitteln wie auch bei Bekleidung. „Und trotz extremster Sparsamkeit bleibt kaum etwas für den Lebensbedarf übrig“, schildert die Frau. Obwohl die dreifache Mutter arbeitet, wird das Minus auf ihrem Konto immer größer. In ihre Verzweiflung mischt sich Dankbarkeit, dass wir ihr bei den Mietkosten und beim alltäglichen Lebensbedarf unter die Arme gegriffen haben: „Wir sind für die schnelle und konkrete Hilfe über die Sozialberatung sehr froh. Meine kleine Familie braucht sie dringend!“

Existenzbedrohende Preisanstiege

Alle bemerken die Teuerungswelle – an der Strom- und Gasrechnung; im Supermarkt, im Restaurant, an der Tankstelle und ganz besonders am Konto. Während die meisten Menschen in Österreich die Teuerungswelle spüren, werden armutsbetroffene und armutsgefährdete Familien von ihr jedoch regelrecht überrollt. Die steigenden Energiekosten werden für Menschen mit wenig Einkommen zur Existenzfrage!

Österreich befindet sich inmitten der größten Inflation seit fast 50 Jahren, und das tut weh. Der Wertverlust bedeutet einen enormen Preisanstieg für das Notwendigste, vor allem für Energiekosten, Mieten und Lebensmittel. Besonders gravierende Folgen haben die hohen Lebenserhaltungskosten für armutsbetroffene Menschen. Caritasdirektor Ernst Sandriesser ist alarmiert: „Menschen, die im Supermarkt schon bisher sehr genau mitrechnen und abwägen müssen, ob sich das Kilo Brot am Ende des Monats noch ausgeht, diese Menschen trifft es jetzt besonders hart. Sie können sich das Notwendigste schlichtweg nicht mehr leisten. Wir müssen jetzt alles tun, damit aus der Teuerungswelle keine Armutswelle wird. Wir müssen dem Mehr an Kosten mit einem Mehr an Hilfe, sozialer Wärme und Leistung begegnen. Unterstützen Sie uns bitte dabei!“

Inlandshilfe

Enorme Teuerungen

Durch die Teuerungen spitzt sich die finanzielle Lage vieler Familie noch mehr zu: Der  Warenkorb misst die Preise von 40 Lebensmitteln und Hygieneartikeln des täglichen Bedarfes für eine Woche und stieg von September 2021 auf September 2022 um 33,2 Prozent. Laut Preismonitoring der Arbeiterkammer wurde beispielsweise günstiges Mehl im Jahresvergleich (September 2021 zu September 2022) um 100 Prozent teurer, Butter um 77 Prozent, Eier um 40 Prozent und Sonnenblumenöl um 160 Prozent. Bei jedem Einkauf kommt also einiges an Mehrkosten zusammen. Sie treffen jene besonders hart, die schon bisher um ihre Existenz kämpfen mussten. Unser Direktor Sandriesser bittet die Kärntner Bevölkerung, auch in diesen für sie schwierigen Zeiten um Unterstützung, denn „100 Euro zusätzlich an Ausgaben sind für eine armutsbetroffene Familie schlichtweg eine Katastrophe. Ihr Spielraum einzusparen, ist gleich null. Geht dann zum Beispiel die Waschmaschine kaputt oder es kommt eine hohe Jahresabrechnung für Energie, stehen Betroffene vor einer unlösbaren Notlage!“ 

Zahlen, die erschüttern

93.000 Menschen oder 17 Prozent der Einwohner*innen Kärntens sind laut aktueller EU-SILC-Studie armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Unsere Sozialberatung hilft bei finanziellen Problemen mit Zuschüssen bei Mietrückständen und Stromkosten, Bekleidung, Hygieneartikeln, Windeln und Lebensmittelgutscheinen. Christian Eile als Bereichsleiter für Menschen in Not weiß aus dem Berufsalltag: „In unseren Sozialberatungsstellen berichten die Menschen mit großer Sorge, dass sie nicht mehr wissen, wie sie die steigenden Wohn- und Betriebskosten und den täglichen Einkauf bezahlen sollen. Vielen ist mit Blick auf die bevorstehende Abrechnung der Jahresstromkosten schon jetzt angst und bange.“

  • Von Jänner bis September 2022 haben 7.721 Menschen bei uns um Hilfe angesucht. Im Vergleichszeitraum 2021 waren es 4.928, dies entspricht einer Steigerung von 56 Prozent. Das ist mehr als im gesamten Jahr 2021 (!), da waren es insgesamt 6.748 Personen.
  • Bemerkenswert ist auch, dass es wesentlich mehr Neuanträge gibt (2022 3.013 verglichen zu 1.126 im Jahr 2021) – das entspricht einem Plus von 167 Prozent. Das bedeutet, dass sehr viele Menschen zum ersten Mal bei der Hilfsorganisation um Hilfe angefragt haben.
  • Wir helfen auch massiv mit Zuschüssen für Lebensmittel und für den Lebensunterhalt. So wurden allein in diesem Bereich schon 117.800 Euro an Spendengeldern ausgeschüttet. Das ist eine Steigerung von über 224 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, gefolgt von über 93.000 Euro für Mietzuschüsse und 35.000 Euro für Energiekosten – Strom, Wärme, Betriebskosten. Zusätzlich wurden heuer in der Delogierungsprävention insgesamt 122.000 Euro bei 41 Fällen ausgeschüttet.
  • Auch in den Caritas-Läden carlas steigt der Bedarf an Bekleidung.
  • Weiters können in der Lebensmittelausgabe (LEA) wöchentlich 550 Personen mit Lebensmitteln versorgt werden, das entspricht ca. 250 Haushalten (im Vergleich zum Vorjahr waren es 500 Personen). Da die Nachfrage stetig steigt, wurden kürzere Terminabstände für die Ausgabe eingeführt.
  • In der Obdachlosenhilfe ist die Besucheranzahl der Wohnungslosentagesstätte gleichbleibend mit durchschnittlich 56 Personen pro Tag. Eine Steigerung ist bei den Nächtigungen in der Notschlafstelle (NOST) zu verzeichnen: Heuer waren es bisher 2.935 Nächtigungen und 2021 im Vergleichszeitraum nur 2.825 Nächtigungen. Waren es bisher hauptsächlich Männer, die in der NOST Hilfe gefunden haben, ist heuer auch eine Zunahme bei den Frauen zu verzeichnen.

Christian Eile: „Die Sorge im Hinblick auf den Winter wird für viele Menschen zur psychischen Belastung und existenziellen Bedrohung. Besonders das Thema Energie wird wegen der dramatisch gestiegenen Teilbeträge eine Herausforderung bleiben. Viele Menschen wissen wegen der explodierenden Jahresabrechnungen nicht mehr, wie sie die nächsten Monate stemmen sollen und wenden sich an uns.“

Was es jetzt braucht

Treffsichere, auf bestimmte von der Teuerung besonders betroffene Bevölkerungsschichten abgestimmte Unterstützungsleistungen gegen die Teuerung seien das Gebot der Stunde. So sind zwar alle in Österreich lebende Menschen von den Auswirkungen der Teuerung betroffen, aber im unterschiedlichen Ausmaß. Eile: „Gerade bei einkommensschwachen Haushalten verschlingen die Wohnkosten, Betriebskosten (Strom und Heizung) sowie die Lebenshaltungskosten (Lebensmittel) im Zuge der Teuerung zwei Drittel des verfügbaren Einkommens! Alleinerziehende Mütter, Mindestpensionist*innen und Alleinstehende müssen jeden Euro mehrmals umdrehen und wissen oft nicht, wie sie bis zum Monatsende mit dem wenigen Geld auskommen sollen.“

Es brauche spezifische Maßnahmen gegen die Zunahme von Kinderarmut:
Kinder und Jugendliche aus armutsbetroffenen Haushalten müssten gezielte Förderungen und Unterstützungsleistungen bekommen, damit diese nach den zwei Jahren Covid durch die massive Teuerung nicht noch weiter abgehängt werden. Es brauche die Umsetzung einer Kindergrundsicherung bzw. Erhöhung der Familienbeihilfe für Kinder aus armutsbetroffenen Haushalten und kostenfreie Inanspruchnahme von Vereinsangeboten im Bereich Sport, Kunst und Kultur.

Zusammenhalt und Solidarität – JETZT!

Rechnungen bleiben unbezahlt, der Kühlschrank leer und Wohnungen kalt. Auch viele Kinder und Jugendliche, die in armutsbetroffenen Familien aufwachsen, leiden stark. Die vulnerabelsten Menschen der Gesellschaft geraten nun noch mehr in eine Abwärtsspirale der Armut und Verzweiflung. Caritasdirektor Sandriesser appelliert daher innig an die Kärntner Bevölkerung: „Wir brauchen jetzt Zusammenhalt und Solidarität stärker denn je. Bitte sorgen Sie mit uns gemeinsam dafür, dass möglichst niemand in unserem Land im kommenden Winter frieren muss, dass Kühlschränke nicht leer und Heizkörper nicht kalt bleiben. Mehrkosten müssen auch mehr Hilfe für die Menschen zur Folge haben! Wir helfen – gemeinsam mit Ihnen.“

#WirhelfenHymne

Die letzten Jahre der Krisen haben gezeigt, dass es vor allem eines ist, das Österreich eint: eine überwältigende Hilfsbereitschaft für Menschen in Not. Wir versehen deshalb die Österreichische Bundeshymne mit einem neuen, ehrlichen Text und verleihen dem Helfen nicht nur eine Stimme, sondern einen ganzen Chor, bestehend aus Caritas-Mitarbeiter*innen und – Unterstützer*innen. Gemeinsam weisen wir darauf hin, dass der Ruf nach Gerechtigkeit und Zusammenhalt nicht laut genug sein kann. Denn: Österreich, Land der Berge, Ströme, Äcker darf kein Land der Armut sein, sondern ein Land des Miteinanders, des Muts und der Menschlichkeit, um für jede und jeden zukunftsreich zu sein.

Text #WirhelfenHymne

Land der Berge und mancher Gräben
In harten Zeiten, Einander geben
Land mit Mut und Menschlichkeit
Kommt und lasst uns Hoffnung verbreiten
Not bekämpfen anstatt zu streiten
Wo man sich die Hände reicht
Hilfsbereites Österreich.

So helfen wir

Bis sich Menschen an uns wenden, haben sie schon viel versucht. Oft ist es kein leichter Schritt, doch egal, warum jemand in Not geraten ist: Wir sind da – mit unseren Sozialberatungsstellen, unserer Wohnungslosentagesstätte und Notschlafstelle, mit unserer Lebensmittelausgabe LEA sowie mit vielen anderen Leistungen in ganz Kärnten helfen wir Menschen dabei, ihre Existenz zu sichern:

  • Wir helfen armutsbetroffenen und -gefährdeten Menschen beim Bezahlen von Mietrückständen, Heiz- und Stromrechnungen – mit Beratung und Einmalzahlungen  
  • Wir unterstützen Familien in sozialen und finanziellen Notlagen mit einer kostenlosen Einkaufsmöglichkeit in den Caritas-Läden carlas   
  • Wir stehen Menschen zur Seite, die sich Nahrungsmittel nicht mehr leisten können. In ihrer Lebensmittelausgabe (LEA) in Klagenfurt gibt sie wichtige Grundnahrungsmittel gratis aus.

So können Sie helfen

  • In unserem Wir helfen-Shop können Sie etwa armutsgefährdeten Familien einen Einkaufskorb schenken.
  • Mit 100 Euro helfen Sie einer Familie, akute finanzielle Not aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten zu überbrücken.
  • Mit 40 Euro erhält eine Familie in einer Notsituation einen Kostenzuschuss, um die steigenden Heizkosten abzufedern.

Spenden Sie bitte entweder auf unser Spendenkonto Kärntner Sparkasse, IBAN: AT40 2070 6000 0000 5587 mit dem Spendenzweck: "Inlandshilfe" oder gleich online: