Der Pflegeberuf oder Liebe auf den zweiten Blick

Mitten in Feldkirchen befindet sich unser Pflegewohnhaus „Haus Theresia“. Pflegeassistentin Jana Kubove erzählt von Liebeserklärungen, vom Schulbesuch mit 50 Jahren und warum es nicht egal ist, wo man arbeitet.

„Manchmal bekomme ich sogar eine Liebeserklärung von meinen Bewohner*innen. Das letzte Mal hat Herr Sigfried nach dem Rasieren „Ich liebe dich, Jana“ zu mir gesagt.“ Jana Kobove erzählt dies mit einem stolzen Lächeln im Gesicht. Wenn die gebürtige Slowakin von ihrem Alltag als Pflegeassistentin im Haus Theresia in Feldkirchen erzählt, kommt sie aus dem Schwärmen nur schwer heraus. „Wir sind klein, aber fein, wie eine Familie eben“, beschreibt sie unser zentral gelegenes Pflegewohnhaus inmitten Feldkirchens. Derzeit sind mit rund 40 Bewohner*innen die Ressourcen und Plätze des Hauses voll ausgeschöpft. Von Erschöpfung ist bei der energiegeladenen 64-Jährigen nichts zu spüren.

Man ist nie zu alt, um Neues zu lernen

Den Pflegeberuf hat sich die dreifache Oma erst auf dem zweiten Bildungsweg ausgesucht, quasi Liebe auf den zweiten Blick. Als chemische Laborantin kam sie im Jahr 2007 im Zuge ihrer Arbeit als 24-Stunden-Pflegerin nach Österreich. Drei Jahre später wurde die damals 52-Jährige von ihrer Freundin kurzerhand an unserer Schule für Sozialbetreuungsberufe in Klagenfurt angemeldet. „Du machst das jetzt, das ist genau dein Ding. Trau´ dich einfach, man ist nie zu alt, um etwas Neues zu lernen“, hat diese damals zu Jana Kubove gesagt. Sie sollte recht behalten. Nach drei Jahren Schulbesuch in einem fremden Land mit geringen Sprachkenntnissen und einigen Praktika in unseren Pflegewohnhäusern stand für die quirlige Allrounderin im Jahr 2013 fest, dass wir auch ihre zukünftige Arbeitgeberin sein sollen. „Zuerst war ich ein Jahr in Friesach, dann bin ich ein Jahr darauf nach Feldkirchen ins Haus Theresia gewechselt. Da bin ich nun, und nächstes Jahr gehe ich hier auch in Pension“, führt sie ein wenig wehmütig aus. Die Bindung zu ihrem Arbeitsplatz ist spürbar. So hat die zweifache Mutter eine ihrer Klient*innen aus der 24-Stunden-Pflege am Ende ihres Lebens zu sich nach Feldkirchen geholt. „Ich wollte einfach für sie da sein. Ich wusste, hier kümmern sich alle gut um sie. Ich hatte mit meiner „Oma“ noch ein paar schöne gemeinsame Jahre hier bei uns im Haus. Es hat ihr an nichts gefehlt.“

Der Pflegeberuf erfüllt jeden Tag

Auf die Frage, ob der Pflegeberuf besonders hart sei und sie es jemals bereut hätte, den Weg als chemische Laborantin verlassen zu haben, kommt ihre Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Nein, nie!“ Und: „Es gibt überall Herausforderungen. Krankenstände. Personalmangel. Man muss flexibel sein. Das ist aber nicht nur bei uns in der Pflege so. Der Job erfüllt mich jeden Tag“, bricht sie voller Überzeugung eine Lanze für ihren Berufsstand.

Eines gibt es sicher nicht überall: ein selbstgenähtes Dirndl für die Enkelin der Pflegefachkraft. Im Haus Theresia schon. Eine Bewohnerin des Hauses hat für Janas Enkelin eines angefertigt und ihr dieses später geschenkt. Ein Unikat. Und eine grenzenlose Wertschätzung für sie und ihr tägliches Tun. Unzählige Stunden Arbeit flossen hinein. Jana ist sehr stolz, wenn sie davon erzählt. Zu Recht! Im Feldkirchner Pflegewohnhaus wird den Bewohner*innen ermöglicht, dass sie ihren Hobbies – wie zum Beispiel dem Nähen – auch weiterhin nachgehen können.

Miteinander geht es einfach leichter

„Meine Schwester“, nennen Jana viele Bewohner*innen liebevoll. Das gefällt ihr. Im Haus Theresia wird das Miteinander ganz großgeschrieben. Feste werden gemeinsam gefeiert. Es wird viel gelacht. Die Familienmitglieder der gebürtigen Slowakin sind auch gern gesehen in unserem Pflegewohnhaus. Ihre Enkelin hat beispielsweise schon einige Male bei der Freizeitgestaltung der Bewohner*innen mitgewirkt. Gemeinsam wird geturnt, gemalt, gebastelt, gelacht. Den älteren Menschen gefällt es, „wenn Leben im Haus ist und es eine Abwechslung zum Alltag gibt“. Auch der Ehemann der sympathischen Frau hat eine Zeit lang als Hausmeister mitgearbeitet. Beruf und Familie haben sich für die leidenschaftliche Pflegeassistentin immer sehr gut verbinden lassen. „Ihre“ Bewohner*innen erzählen ihr alles und umgekehrt. Sie kennen voneinander alle Geschichten, die das Leben schrieb. Jana nimmt sich gerne Zeit, um mit jedem*r Einzelnen*r zu plaudern. Sie teilt sich ihre meist Zwöf-Stunden-Arbeitstage so ein, dass die persönlichen Gespräche nie zu kurz kommen. Das sei ihr wichtig. Miteinander geht vieles einfach leichter.   

Die Bewohner*innen, wie hier Karoline Fasching, liegen ihr am Herzen

Jana Kubove mit ihrer Kollegin, der Pflegeassistentin Sonja Kohlweiß

Jana Kubove beim täglichen Fiebermessen

Gespräch und beim Messen der Sauerstoffsättigung mit Brigitte Graschl