© Johannes Leitner

Teuerung trifft jetzt auch jene, die mit ihrem Einkommen bisher ausgekommen sind

Mehr als 1.800 neue Hilfsanträge allein im heurigen Jahr, fast 6.900 unterstützte Frauen, Männer und Kinder: Die drastischen Teuerungen bringen viele Menschen in Kärnten in beängstigende Lebensumstände. Es fehlt das Geld für das Lebensnotwendigste – für Miete, zum Heizen oder für die Stromrechnung. Die Folgen sind finanzielle Not, Zukunftsängste und psychische Belastungen. Unser Direktor Ernst Sandriesser bittet daher die Kärntner*innen: „Gerade in Krisenzeiten wie diesen brauchen wir Zusammenhalt und Solidarität. Helfen Sie Menschen in Not mitten unter uns und spenden Sie jetzt!“

Frau Melanie (41, Name geändert) ist eine alleinerziehende Mutter und „Anpackerin“. Familie, Haushalt und Job? – Für Melanie kein Problem. Sie kam mit ihren drei schulpflichtigen Kindern gut über die Runden. Mit dem Konkurs des Arbeitsgebers vor zwei Jahren verlor die Frau jedoch ihren Arbeitsplatz. Plötzlich war nichts mehr so, wie es war. Auf einmal standen Sorgen um das finanzielle Auskommen ihrer Familie auf der Tagesordnung. Diese verschärften sich noch mit der Aufnahme des Babys ihrer ältesten Tochter als Pflegekind in einer Krise: „Ich habe keine Sekunde gezögert. Meiner Tochter zu helfen, war für mich selbstverständlich“, sagt Melanie. Doch gepaart mit den extremen Teuerungen in allen Lebensbereichen ist die Situation bedrohlich. Die hohen Stromkosten treffen Melanie besonders hart. „Wenn man nicht weiß, wie man die offenen Rechnungen bezahlen soll, erfüllt einen das mit Angst – auch Angst vor der Zukunft“, so Melanie. In ihre Verzweiflung mischt sich Dankbarkeit. Die Caritas hat ihr nämlich bei den Stromkosten und bei der Anschaffung von Schulsachen unter die Arme gegriffen. „Danke der Sozialberatungsstelle der Caritas für die schnelle und konkrete Hilfe. Meine Familie braucht sie dringend!“

Damit der Kühlschrank nicht leer bleibt

Die Krisen mit der massiven Teuerungswelle gehen auch in Kärnten nicht spurlos vorbei. Vor allem Alleinerzieher*innen, Familien mit mehreren Kindern und Mindestpensionist*innen werden nach wie vor von Nachzahlungen, Mietpreiserhöhungen, gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreisen überrollt und kämpfen Monat für Monat ums Auskommen. Wir unterstützten sie, damit ihr Kühlschrank nicht leer bleibt: Unsere Lebensmittelausgabe LEA in Klagenfurt versorgt 270 Haushalte pro Woche kostenlos mit Lebensmitteln, wobei die Durchschnittsgröße der Haushalte bei drei Personen liegt. Die Warteliste ist lang. Zudem haben von Jänner bis Oktober 2023 in unseren Sozialberatungsstellen 6.886 Menschen um Hilfe angesucht und diese auch erhalten – davon 1.924 Kinder. Besonders spürbar für die Menschen in Kärnten sind neben den hohen Kosten für Lebensmittel jene bei Wohnen und Energie, weshalb wir Betroffene in angeführtem Zeitraum dank Spendengeldern mit Zuschüssen für Energie in der Höhe von rund 76.000 Euro (+109 Prozent), für Miete mit über 111.000 Euro (+14 Prozent) und Kaution mit rund 20.300 Euro (+ 75 Prozent) unterstützen konnte. Zusätzlich wurden über den „Wohnschirm Miete“ des Bundes knapp 500.000 Euro zur Begleichung von Mietrückständen und zur Sicherung der Wohnungen vermittelt, dadurch 180 Haushalte unterstützt und davon 45 Haushalte vor einer Delogierung bewahrt. Über den „Wohnschirm Energie“ des Bundes gab es für hilfesuchende Menschen zusätzlich insgesamt knapp 220.000 Euro Unterstützung, um Stromrückständen vorzubeugen.

Neue Not

Zur Tatsache, dass von den 3.609 Hilfsanträgen, die bei uns allein heuer bis Oktober eingegangen sind, 1.827 neu sind, sagt Christine Ofner als Teamleiterin der Sozialberatung bei der Caritas Kärnten: „Wir bemerken, dass immer mehr Menschen zu uns kommen, die bisher mit den hohen Lebenserhaltungskosten recht gut zurechtgekommen, deren Rücklagen aber nunmehr aufgebraucht sind. Sie erzählen, dass sie noch nie irgendwo um Hilfe angesucht haben und nie geglaubt hätten, jemals die Unterstützung der Caritas zu brauchen.“ Die Situation hätte sich indes für Klient*innen, die schon vor der schwierigen Wirtschaftslage wenig hatten und jeden Euro zweimal umdrehen mussten, noch einmal verschärft. „Die Not wird für viele dieser Menschen existenziell.“ Das veranschaulichen auch die um rund 16 Prozent gestiegenen 16.575 Beratungskontakte von Jänner bis Oktober 2023 im Vergleich zu 2022 (im Oktober waren es überhaupt +134 Prozent). Ofner: „Ging es früher um die Begleichung einer offenen Rechnung, so geht es heute gleich um drei oder vier und eine Vielzahl an weiteren Herausforderungen. Auf den hilfesuchenden Menschen lastet ein enormer Druck. Sie bemühen sich Monat für Monat weiter, es ist jedoch für viele unmöglich, auch nur einen Cent für Notfälle zur Seite zu legen. Etliche sind aufgrund der multiplen Krisen psychisch sehr belastet, manche sogar seelisch krank.“

Armutsfester Sozialstaat

Unser Direktor Ernst Sandriesser rechnet angesichts stark zunehmender Hilfsanträge seit August, dass sich die Lage am Ende des Jahres noch verschärfen wird, und ist darob in Sorge: „Die Teuerung bleibt hoch. Die Wirtschaft stagniert. Ein ungewisser Winter steht vor der Tür. Nicht nur für Menschen, die jetzt schon von Armut betroffen sind, ist die Situation ernst, sondern die Notlagen betreffen mittlerweile auch Menschen, die bisher mit ihrem Einkommen ausgekommen sind. Denn: Private Reserven sind aufgebraucht und die Lebenserhaltungskosten dramatisch.“ Die Politik in Bund und Ländern sei jetzt gefordert, ein armutsfestes Sozialnetz ohne Lücken sicherzustellen. Der Caritasdirektor dankt der Bundesregierung und dem Land Kärnten für Geleistetes: „Es ist gelungen, die Auswirkungen der Teuerungen zu lindern und auch längerfristig wirksame Pakete, wie den Kärnten Bonus, zur Unterstützung auf den Weg zu bringen.“ Da aber vulnerable Gruppen weiterhin stark finanziell und sozial belastet sind, fordert Sandriesser

  • die Anhebung der Ausgleichszulage auf Höhe der Armutsgefährdungsschwelle, denn die Ausgleichszulage, und damit Sozialhilfe und Mindestpension, liegt nach wie vor 200 Euro unter der Armutsgefährdungsschwelle
  • eine Reform der Sozialhilfe – hin zu einem armutsfesten letzten Sicherheitsnetz
  • eine Arbeitsmarktreform samt Erhöhung der Nettoersatzrate des Arbeitslosengeldes und Valorisierung der Notstandshilfe
  • und eine einkommensabhängige Kindergrundsicherung, denn alle Kinder müssen vergleichbare Startbedingungen ins Lebens haben

Zusammenhalt und Solidarität – JETZT!

Sandriesser dankt der Kärntner Bevölkerung für die bisherige Unterstützung und appelliert an sie: „Wenn der Wert des Euro sinkt, dann müssen wir alle zusammenhalten, damit die Hilfe stabil bleibt. Gerade in der Krise brauchen wir Zusammenhalt und Solidarität. Ihre Spende hilft, dass eine Alleinerzieherin und ihr Kind in der Wohnung bleiben können oder dass ein/e Mindestpensionist*in die Energierechnung begleichen kann. Sie führt auch dazu, dass eine Familie einen weiteren Monat genügend Essen für sich und die Kinder hat. Wir helfen gemeinsam – weil leider für viele am Ende des Geldes noch viel Monat übrig ist!“

So hilft die Caritas

Eine Beraterin sitzt an ihrem Schreibtisch und verwendet ihren Computer um mit einer Klientin zu chatten.

Bis sich Menschen an die Hilfsorganisation wenden, haben sie oft schon viel versucht. Häufig ist es kein leichter Schritt, doch egal, warum jemand in Not geraten ist, die Caritas ist da: Mit ihren Sozialberatungsstellen, ihrer Wohnungslosentagesstätte „Eggerheim“ und ihrer Notschlafstelle, mit ihrer Lebensmittelausgabe LEA sowie mit vielen anderen Leistungen in ganz Kärnten hilft sie Menschen dabei, ihre Existenz zu sichern.

  • Wir helfen armutsbetroffenen und -gefährdeten Menschen beim Bezahlen von Mietrückständen, Heiz- und Stromrechnungen – mit Beratung und Einmalzahlungen  
  • Wir unterstützen Familien in sozialen und finanziellen Notlagen mit einer kostenlosen Einkaufsmöglichkeit in den Caritas-Läden carlas   
  • Wir stehen Menschen zur Seite, die sich Nahrungsmittel nicht mehr leisten können. In ihrer Lebensmittelausgabe (LEA) in Klagenfurt gibt sie wichtige Grundnahrungsmittel gratis aus.
  • Wir helfen auch jenen, die sich beim Schritt in eine Beratungsstelle schwertun. Der Caritas Wegweiser schafft Orientierung für Hilfesuchende und die Möglichkeit, anonym und unkompliziert zum passenden Hilfsangebot oder direkt zur Online-Beratung zu gelangen: www.caritas-wegweiser.at
  • Im Wir helfen Shop der Caritas können Sie hier armutsgefährdeten Familien einen Einkaufskorb schenken.

So wirkt Ihre Spende

  • Mit 100 Euro helfen Sie einer Familie, akute finanzielle Not aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten zu überbrücken.
  • Mit 40 Euro erhält eine Familie in einer Notsituation einen Kostenzuschuss, um die steigenden Heizkosten abzufedern.

Oder spenden Sie bitte auf das Spendenkonto der Caritas Kärnten Kärntner Sparkasse, IBAN: AT40 2070 6000 0000 5587 mit dem Spendenzweck: Inlandshilfe

Am Elisabethsonntag, dem Welttag der Armen (19.11. 2023), kommt auch die Kollekte in allen Pfarren der Diözese Gurk Menschen in Not in Kärnten zugute.