Eine Braunhaarige mit Brille hält einen Telefonhörer in der Hand und sieht dabei auf den Bildschirm, auf dem man die Website der Telefonseelsorge Österreich leicht verschwommen sieht.

© Daniel Gollner

Wenn die Welt ins Wanken gerät – was wir spüren und was hilft

Wenn Unvorstellbares passiert, wie zuletzt in Graz, bleiben Unsicherheit und Betroffenheit oft nicht aus. In der Telefonseelsorge spüren wir die Verunsicherung, die Fragen und die Ängste. Wir geben Tipps, wie man mit solchen Gefühlen umgehen kann – und zeigen, wo es Unterstützung gibt.

Die Ereignisse rund um den Vorfall in Graz haben uns alle erschüttert. Das merken auch besonders unsere (freiwilligen) Mitarbeiter*innen in der Telefonseelsorge. Sowohl via Telefon, in der Chat- und Mailberatung und dem neuen Angebot des WhatsApp-Messenger erfahren sie, wie sehr dieses Thema die Menschen bewegt. Viele Menschen sind verunsichert, schockiert oder ängstlich. Manche finden keine Worte, andere wiederum suchen gezielt nach einem Ort, um über ihre Gefühle sprechen zu können. Unsere Telefonseelsorge ist rund um die Uhr mit einem offenen Ohr da.

In der Onlineberatung melden sich Jugendliche, die das Geschehene nicht einordnen können. Sie fragen sich: „Warum passiert so etwas?“ oder „Wie gehe ich mit meiner Angst um?“ Auch Eltern wenden mit Sorgen um ihre eigenen Kinder an uns: Wie schütze ich mein Kind in einer Welt, die so unsicher scheint? Soll ich das Thema überhaupt ansprechen? Und wie?

Auch am Telefon ist der Schock oft spürbar – auch dann, wenn er nicht direkt benannt wird. Er schwingt in den Gesprächen mit, bringt oft alte Ängste wieder an die Oberfläche. Wir hören Wut, Fassungslosigkeit, Angst – all diese Gefühle sind absolut verständlich. Sie dürfen sein. Es ist menschlich, so zu empfinden, wenn Unfassbares geschieht. Unsere Telefonseelsorge ist rund um die Uhr da!

Was hilft, wenn die Gefühle überwältigen?

Die Erfahrung unserer Mitarbeiter*innen in der Telefonseelsorge zeigt, es gibt Möglichkeiten, sich selbst zu stabilisieren und gut für sich zu sorgen:

  • In Kontakt kommen – Reden hilft: Sprechen Sie mit vertrauten Menschen über das, was Sie bewegt. Es dürfen dabei alle Gefühle Raum haben – Angst, Wut, Trauer, Verunsicherung. Das Gefühl, mit diesen Reaktionen nicht allein zu sein, wirkt oft entlastend.
  • Nachrichtenpausen einlegen: Kontinuierlicher Nachrichtenkonsum vor allem in den sozialen Medien kann überfordern. Gönnen Sie sich gezielt Pausen. Legen Sie bewusst Zeiten fest, zu denen Sie keine Berichte lesen oder schauen.
  • Realitätscheck: Auch wenn es sich anders anfühlt: Wir leben in einem vergleichsweise sicheren Land. Solche Taten sind Ausnahmen. Es hilft, sich bewusst zu machen, wie oft wir uns in unserem Alltag sicher fühlen dürfen.
  • Fakten statt Spekulation: Bleiben Sie bei verlässlichen Informationsquellen. Gerade in emotional aufgeladenen Situationen ist es wichtig, sich nicht in Theorien oder Vermutungen zu verlieren.
  • Mit Kindern sprechen – ehrlich und zugewandt: Kinder und Jugendliche spüren, wenn etwas nicht stimmt. Offen und altersgerecht über eigene Gefühle zu sprechen, schafft Nähe und Orientierung. Vermeiden Sie es, etwas schönzureden – gerade jetzt brauchen junge Menschen authentische Begleitung.
  • Angebote nutzen: Manchen hilft es, mit anderen Betroffenen zu sprechen, andere finden Halt in Seelsorge, Spiritualität, Bewegung oder Musik. Wichtig ist: Achten Sie auf Ihre Grenzen und finden Sie das, was Ihnen guttut.