„Sucht ist eine Krankheit, die behandelt werden muss“

Am 21. Juli, dem Gedenktag für Drogenverstorbene, appellieren wir, drogenabhängige Menschen nicht an den Rand der Gesellschaft zu drängen, sondern ihnen zu helfen.

Christiane Kollienz-Marin, die Leiterin unserer Suchtberatung, begleitet seit 27 Jahren suchterkrankte Menschen. „Einige davon habe ich leider an die Sucht verloren“, sagt die Expertin. Und: „Sucht ist eine Erkrankung, die jede*n treffen kann.“ 184 Menschen sind in Österreich allein im Jahr 2018 aufgrund einer Drogenüberdosierung gestorben. Laut Drogenbericht 2019 konsumieren hierzulande bis zu 38.000 Menschen risikoreiche Opioide. Kollienz-Marin möchte den 21. Juli, den Gedenktag für Drogenverstorbene, dazu nutzen, in der Bevölkerung mehr Bewusstsein für die Gefahren der Sucht und Verständnis für die Betroffenen zu schaffen. Sie sieht auch ein gesellschaftliches Problem: „Das Risiko des Konsums von Substanzen wird verharmlost, dabei wirkt sich der Konsum fatal auf Körper, Psyche und die soziale Situation von Menschen aus.“ Problematisch sei auch, dass man Suchtmittel via „Darknet“ bestellen könne, „ohne zu wissen, was hier eigentlich angeboten wird“.

Ohne Rücksicht auf Verluste

Am 21. Juli gedenkt man nicht nur der Verstorbenen, sondern auch deren Angehöriger und Freunde, die das Leid einer Abhängigkeit nicht selten unmittelbar miterleben. Kollienz-Marin: „Sie fühlen sich oft völlig hilflos und stellen immer wieder die Frage nach dem Warum.“ Weshalb konsumiert ein Mensch (weiterhin) Drogen, obwohl der Tod die Konsequenz sein kann? Die Caritas-Expertin weiß die Antwort: „Weil die Sucht stärker ist und das Verlangen nach Suchtmitteln über die Vernunft siegt, wird oft ohne Rücksicht auf Verluste und ohne über die Auswirkungen nachzudenken konsumiert.“

Über die Gründe der Sucht und das Helfen

Die Gründe für eine Sucht sind vielfältig. Sie reichen von schwierigen, familiären Verhältnissen in der Kindheit bis zu psychischen Erkrankungen. Kollienz-Marin appelliert, drogenabhängige Menschen nicht an den Rand der Gesellschaft zu drängen, „sondern ihre Sucht als Krankheit zu erkennen, die behandelt werden muss“. Wir betreuen Betroffene ambulant. „Wir versuchen, in Gesprächen zu erreichen, dass die betroffene Person die Krankheit erkennt und daran arbeitet. Wir bestärken sie in der Bereitschaft zur Abstinenz und stehen ihr bei der Stabilisierung des Lebens ohne Suchtmittel zur Seite.“ Unsere Suchtberater*innen sind auch für die Angehörigen mit Rat und Tat da. Die Beratungsgespräche werden vertraulich – auf Wunsch auch anonym – geführt und sind kostenlos.

Unsere Suchtberatung wird durch Spenden und durch die Gesundheitsabteilung des Landes Kärnten finanziert.